Die Wölfin

Es war einmal eine Wölfin die lebte in der Unterwelt. Eines Tages kroch sie durch einen Brunnen auf die Erde und weil sie neugierig war, wanderte sie auf ihr einher. So kam sie zu den Tieren des Waldes und fragte sie, "Kann ich bei euch bleiben und eine der euren sein?" Die Tiere aber antworteten, "Nein, du gehörst hier nicht her, du bist keine unseresgleichen, du kannst hier nicht bleiben, gehe fort."

Und so ging die Wölfin weiter zu den Riesen und fragte die ob sie bei ihnen bleiben könne. Aber auch die Riesen schickten sie fort. Da kam die Wölfin zu den Vögeln des Himmels und fragte, "Kann ich bei euch bleiben und einer der euren sein?" Die Vögel aber sagten "Nein, du hast keine Flügel und kannst nicht mit uns ziehen, du bist keine unseresgleichen, du kannst hier nicht bleiben."

So ging die Wölfin weiter und kam zu den Zwergen und fragte auch die ob sie bleiben könne. Aber auch die Zwerge schickten sie fort. Sie lief weiter und kam an das Meer, wo sie nicht mehr weiter laufen konnte. Sie tauchte den Kopf ins Wasser und fragte die Fische, "Kann ich bei euch bleiben und eine der euren sein?", die Fische aber antworteten, "Nein, denn du hast ja keine Flossen und keine Schuppen, du kannst nicht mit uns schwimmen, du kannst nicht eine der unseren sein."

Traurig kehrte die Wölfin um und kam zu den Menschen. Gleich fragte sie auch diese, "Kann ich bei euch bleiben und eine von euresgleichen sein?", und die Menschen sagten "Ja, du kannst bei uns bleiben, aber du musst deinen Pelz ablegen und auf zwei Beinen gehen, dann kannst du eine der unseren sein sein." Die Wölfin tat wie man ihr geheißen, legte ihr Fell ab und lief fortan auf zwei Beinen.

"Was soll ich jetzt tun?" fragte sie die Menschen, und die sagten ihr, "Lauf dort über die Wiese und freue dich der Blumen die dort wachsen und des Getiers das dort lebt.", und die Wölfin tat es. Sie lachte mit den Menschenkindern, tanzte mit ihnen durch Wiesen, Felder und Wälder und spielte mit ihnen den lieben Tag, als ob sie eine der ihren wäre.

Nach einer Weile kamen die Menschen zu ihr und sagten. "Nun ist es genug." sie zogen ihr ein Kleid aus Eisen an und sperrten sie in einen Keller. Sie sagten ihr sie dürfe erst wieder die Sonne sehen wenn das Kleid abgenutzt wäre. Da weinte die Wölfin bitterlich, wusste sie sich doch nicht zu helfen. Da kamen die Tiere des Waldes an das kleine, vergitterte Fenster und sagten, "Reibe das Kleid an den steinernen Wänden so nutzt es sich ab." Und die Wölfin folgte ihrem Rat und über Jahr und Tag war das Kleid aus Eisen verschlissen und viel von ihr ab. Sie ging hinaus und freute sich der Sonne, sie kaufte sich einen Leib Brot und ein Stück Käse, ass es und gab auch den Tieren die ihr geholfen hatten.

Doch die Freude währte nicht lange, da packten die Menschen die Wölfin abermals und steckten sie in ein Kleid aus Silber. "Du darfst erst wieder die Sonne sehen wenn das Kleid abgenutzt ist." Wieder rieb die Wölfin das Kleid an dem Steine aber es war zu hart und nutzte sich nicht ab. Da weinte sie bitterlich. Die Vögel des Himmels die sie hörten flogen herbei und sagen, "Schiri, Schiri mach ein Feuer und schmelze das Silber, so verschleist das Kleid.", die Wölfin tat es und über Jahr und Tag viel auch das silberne Kleid von ihr und sie lief hinaus und freute sich der Sonne. Sie kaufte Milch und Kuchen, ass davon und gab auch den Vögeln als Dank von den Krumen.

Nicht lange da kamen die Menschen ein drittes Mal und legten der Wölfin ein Kleid aus Gold an. Und auch diemal geboten sie ihr, nicht eher die Sonne sehen zu dürfen ehe auch dieses Kleid nicht zerschlissen war. Die Wölfin rieb das Kleid an dem Steine und schmolz es mit dem Feuer aber es half alles nichts. Da weinte sie in ihrer Not und die Tränen vielen ins Meer. Das hörten die Fische und sie schwammen zu ihr und sagten, "Nimm von dem salzigen Wasser und tropfe es auf das Kleid, dann nutzt es sich ab und gibt dich frei." Sogleich tat sie es und auf Jahr und Tag viel auch das güldene Kleid von ihr und sie lief hinaus und freute sich der Sonne. Sie kaufte Honig und Wein, ass davon und gab auch den Fischen zum Dank etwas ab.

Da war sie aber der Menschen überdrüssig und leid, und zog sich ihren Pelz an und ging wieder auf allen Vieren, zurück zu ihrer Familie. Die anderen Wölfe aber sprachen, "Du riechst nach Mensch, du warst zu lange bei ihnen, du bist keine mehr von uns." Und sie rissen sie und frassen sie auf. Als nur noch ihre Knochen, ihr Pelz und ihre Klauen blieben, kamen die Riesen und nahmen ihre Knochen. Sie streuten sie über die Erde und dort wo sie liegen blieben wuchsen Berge und die Berge trennten die Menschen von den Tieren. Die Zwerge aber nahmen ihren Pelz und warfen ihn in die Luft und wo er flog trennte er die Menschen von den Wölfen. Und schließlich kam der Wind und fegte die Klauen davon und wo sie nieder gingen trennten sie die Menschen von den Göttern. An der Stelle wo die Wölfin starb viel etwas Blut auf die Erde, und daraus kam ein Mädchen hervor. Das Mädchen stieg den Brunnen hinab in die Unterwelt und in der Dunkelheit verwandelte es sich in eine Wölfin die fortan unter ihresgleichen lebte.