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Nun, ich lebte einst in Vigo, am subäquatorialen Cartius, der aus Oberem und Unterem Fayheen gebildet wird.
Der Ort, an dem die beiden Fayheens oberhalb von Vigo zusammen fließen, heißt Kasra. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an diese Stadt.
Bei Besuchen in Kasra war mir immer ein einsames altes Haus unten an den Docks aufgefallen. Es hatte zwei Stockwerke. Eines Tages zog in das untere Stockwerk ein Gelehrter mit seinem Diener. Ein Weiser Mann, der sich besser als die Heiler der Stadt auf die Heilkunst verstand. Zu ihm kamen die Menschen mit ihren Gebrechen und er gab ihnen Pulver in geringsten Mengen, mit denen sie schnell wieder gesund wurden.
Eines Tages erhielt der weise Mann Besuch von einem Beduinen aus der Tahari, einem Scheik, der oberhalb von Kasra in einem Haus am Oberen Fayheen lebte. Er sagte dem Weisen, dass seine Gefährtin, die Danuba heiße, sehr krank sei. Weder spricht noch isst sie, und wohl in wenigen Tagen werde sie sterben müssen. Sie sei wohl von einem Dämon befallen.
Der Weise versprach dem Scheik, nach ihr zu sehen. Er reiste mit dem Beduinen den Fluss aufwärts zu dessen Haus, dass von einer hohen Mauer umgeben war. Der Beduine führte in ins Frauengemach, wo die Frau sich aufhielt. Sie war von oben bis unten verschleiert.
Dem Beduinen war es nicht recht, dass sich der Weise der Frau näherte, aber dieser bestand darauf und trat näher, um ihren Puls zu füllen. Er ergriff ihre Hand und bemerkte einen zierlichen Ring mit einer einzelnen Perle an ihrem Finger. Als er ihr den Puls fühlte, vermeinte er unter ihren Schleiern ein leises Wispern zu vernehmen. Er beugte sich vor und nun hörte er leise, aber deutlich die Worte:
„Rette Senitza“. Darauf konnte er sich keinen Reim machen, denn der Beduine hatte gesagt, dass seine Frau Danuba heißt. Schon kam der Beduine näher und schob den Weisen von der Frau fort. Er fragte ihn dabei, ob er wüsste, was ihr fehle. Der Weise antworte, ja, er wüsste es, und er werde nun jeden Tag nach ihr sehen.
Nun verabschiedete er sich von dem Beduinen und fuhr mit seinem Boot wieder zurück nach Kasra.
Als er an seinem Haus ankam, bemerkte er, dass ein Handelsschiff in der Nähe angelegt hat. Ein junger Kaufmann, der offenbar mit dem Schiff gekommen war, war mit seinem Diener in das obere Geschoss des Hauses gezogen.
Er fragte den Diener des Kaufmanns, wer dieser sei und sellte dabei fest, dass der Diener aus derselben fernen Gegend wie er selber stammte. Dadurch wurden sie miteinander vertraut nund der Diener erzählte nun, dass sein Herr, der Kaufmann, durch den gesamten Süden von Gor reiste, um seine Braut zu suchen, die vor wenigen Monaten aus ihrem Elternhaus entführt worden war. Der Weise erkundigte sich nach dem Namen des Mädchens und der Diener antwortete, sie heiße Senitza. Nun ließ der Weise den Kaufmann zu sich holen, der ihm die Geschichte in aller Ausführlichkeit erzählen musste. Er fragte ihn, ob Senitza ein besonderes Schmuckstück bei sich trüge. Ja, sagte der Kaufmann, einen kleinen zierlichen Ring mit einer einzelnen Perle, den er ihr geschenkt habe. Nun bat der Weise, um ganz sicher zu gehen, den Kaufmann um einen Ring von sich, und zwar um einen, den Senitza kennt. Der Kaufmann konnte sich zwar keinen Reim darauf machen, aber er besaß einen solchen Ring und überreichte ihn dem Weisen. Dieser sagte, er werde ihn morgen zur selben Zeit aufsuchen, und dann würde er mehr wissen.
Am nächsten Morgen fuhr der Weise wieder zu seiner Patientin und hatte den Ring des Kaufmanns bei sich. Als er zu der Frau vorgelassen wurde. schaffte er es, ihr den Ring zu zeigen, und war gespannt auf ihre Reaktion. Als sie den Ring sah, bemerkte er unter ihren Schleiern eine große Erregung. Sie griff sogleich nach dem Ring, ließ in aber vor Aufregung fallen, und der Ring rollte quer durch den Raum direkt vor die Füsse des Beduinen.
Der Beduine nahm den Ring auf, betrachtete ihn von allen Seiten und gab ihn dem Weisen zurück, mit zweifelnden Worten, ob er tatsächlch mit einem Ring seine Frau heilen wolle. Doch der Weise nahm den Ring wieder an sich und erwiderte, er solle nur abwarten. Schon heute werde es seiner Frau weitaus besser gehen. Dann verabschiedete er sich wie am Vortag, um den Beduinen nicht zu misstrauisch werden zu lassen und kehrte zu seinem Haus zurück.
Dort traf er den Kaufmann, der in höchster Spannung zurückgeblieben war, und erzählte ihm nun alles, was er im Haus des Beduinen beobachtet hatte, und dass diese Frau zweifelsohne seine Braut ist. Der Kaufmann wollte gleich mit seinem Diener losstürzen, aber der Weise hielt ihn zurück. Er sagte, er habe sich das Anwesen angesehen, es ist von einer hohen Mauer umgeben und allzu gut bewacht von den Dienern des Beduinen. Wir müssen warten, bis es nacht geworden ist. Aber er wisse schon, wie man hineinkomme, denn es führt vom Fayheen ein Kanal bis zu einem Teich im Innenhof, der direkt vor dem Frauengemach liegt.
Man wartete die Nacht ab und nutzte die Zeit, um das Handelsschiff des Kaufmanns reisefertig zu machen, die Wohnung aufzulösen und den Mieter zu bezahlen. Dann fuhren der Weise und der Kaufmann mit ihren beiden Dienern zu dem Anwesen, in dem Senitza festgehalten wurde. Der Plan war, dass die Diener das Boot, das zu dem Haus gehörte, wegführen und versenken sollten. Unterdessen soll der Kaufmann durch den Kanal in den Innenhof eindringen und dem Weisen dass Tor öffnen. Sodann würden beide zum Frauengemach hochsteigen und Senitza unbemerkt aus ihrem Gefängnis entführen.
Als der Kaufmann in den Kanal stieg, bemerkte er dort ein Gitter, dass Thalarions und Urts davon abhalten sollte, vom Fluss in das Haus zu gelangen. Das Gitter saß sehr fest und beide, der Kaufmann und der Weise, rüttelteten und zerrten mit allen Kräften daran, aber es bewegte sich nicht von der Stelle. Schon dachten beide, sie müssen das Vorhaben aufgeben und sich einen anderen Plan überlegen. Schließlich aber gab das Gitter doch nach. Sie nahmen es hinweg, und dahinter öffnete sich eine enge vollständig unter Wasser stehende Röhre, durch die nur ein Mann schwimmen konnte.
Das war freilich ein Wagnis, denn niemand wusste, wie lang das Rohr ist und wie weit man unter Wasser durch das Rohr tauchen musste. Aber der Kaufmann wagte es, denn er war ein guter Schwimmer, und er tauchte durch das Rohr, dass jedoch immer länger und länger wurde. Schließlich, als er nur noch für kurze Zeit Luft hate, gelangte er an das hintere Ende. Aber, als hätten sich nun alle gegen ihn verschworen. dieses Ende war durch ein zweites Gitter verschlossen. An Umkehr war nicht zu denken, denn dazu war der Weg zurück zu lang. Er musste das Gitter entfernen oder jämmerlich ertrinken. Er rüttelte verzweifet daran, aber es saß fest, und er hatte nur noch für eine einzige Ihn Luft in seinen Lungen. In aller höchster Not gab das Gtter nun doch nach und er konnte auftauchen, denn dahinter befand sich der Teich im Innenhof des Hauses. Glücklicherweise hielt sich dort niemand auf, so dass er unbemerkt blieb. Er öffnete das Haupttor von Innen, der Weise konnte intreten, und sie halfen sich gegenseitig, zum Fenster des Frauengemachs aufzusteigen.
Senitza war in ihrem Kummer noch wach geblieben, und umso größer war ihre Freude und Überraschung, als ihr Verlobter vor ihr stand. Schnell stiegen sie hinunter, doch in der Eile riss von dem Pfosten des Hauses, an dem sie geklettert waren, ein Stück ab und der Weise fiel mit lautem Getöse hinunter. Zum Glück blieb er unverletzt, aber der Beduine hatte den Lärm gehört. Er ahnte sogleich, was vor sich ging und rief seine Diener zusammen.
Nun galt es sich zu beeilen. Der Weise rappelte sich auf und lief hinter Senitza und dem Kaufmann zum Tor, um das Haus zu verlassen. Zuvorderst das Liebespaar und etwas zurück kam der Weise, dem der Beduine und seine Leute schon dicht auf den Fersen waren. Aber sie sahen in der Dunkelheit nur ihn, doch nicht mehr den Kaufmann und seine Braut. Als der Weise bemerkte, dass die beiden nach links zum Boot liefen, wendete er sich nach rechts, um die verfolger auf eine falsche Fährte zu locken. Nun griffen aber die beiden Diener des Weisen und des Kaufmanns ein, die das Boot inzwischen versenkt hatten. Sie lenkten die Verfolger ab, die nicht mehr so recht wussten, wen sie verfolgen sollten, und schließlich fanden sich alle am Boot wieder, dass der Kaufmann und Senitza bereits ins Wasser geschoben hatten.
Alle sprangen hinein und ruderten sofort zur Mitte des Fayheen, damit der Beduine mit seinen Speeren sie nicht mehr erreichen konnte. Die schnelle Strömung des Flusses brachte sie schnell von dem Anwesen fort, dessen Bewohner hilflos und lauthals fluchend am Ufer zurückbleiben mussten. Schon bald erreichten sie Kasra. Hier war das Handelsschiff des Kaufmanns bereits reisefertig. Er und Senitza führen mit ihrem Schiff in den Cartius und gelangten nach Vigo, wo ich beide traf und mir ihre Geschichte erzählen ließ.
Bei meinem nächsten Besuch in Kasra ging ich zu dem Haus unten an den Docks, um mich nach dem Weisen zu erkundigen. Aber ich fand das Haus leerstehend und man berichtete mir, der Weise habe mit seinem Diener Kasra alsbald nach diesem Vorfall verlassen. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm vernommen. Sicherlich bewirkt er jetzt anderswo auf Gor Gutes.

Lady Sabina von Ianda
[Tremlays Resident]