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Es war einmal eine Karawane, die zog durch die Tahari Wüste. Ich brauche Dir sicher nicht zu erzählen, dass es heiß war. Sehr heiß. Der Wasserproviant der Teilnehmer war bereits rationiert, denn sie hatten sich auch noch kurz verlaufen und es war klar, dass es eng werden würde. Eng für alle Menschen, die Teil dieser Karawane waren. Und Teil dieser Karawane waren auch eine Herrin und ihre treue Sklavin.
 
Die Sklavin war stets sehr bemüht um ihre Herrin, versuchte ihr immer Schatten zu spenden, mit allem was sie finden konnte, um diese vor der hier unbarmherzigen Sonne zu schützen. Und diese Herrin, ja das war eine sehr gütige Herrin. Obwohl sie wusste, dass das Wasser für alle knapp werden würde, achtete sie darauf, dass auch ihre Sklavin ausreichend zu trinken bekam. Zum Teil gab sie der Sklavin sogar heimlich etwas ab, damit die anderen freien Teilnehmer der Karawane dies nicht sehen konnten. Und es wurde heißer, immer heißer und dann, dann geschah das Schreckliche.

Ein bisher unbekanntes Wüstenvolk überfiel die bereits geschwächte Gruppe. Die letzten Wasservorräte wurden geraubt, alle Wertsachen wurden entwendet und die Freien wie Sklaven wurden getötet, einer und eine nach dem anderen. Grauenvoll wurde einer nach dem anderen von diesen unbarmherzigen Wilden niedergemetzelt.

Nur durch eine List der Herrin, die dem Mädchen beim Heranstürmen der wilden Horde zurief: "Stelle Dich schnell tot Mädchen, schnell", konnte die Sklavin überleben. Sie wurde so glücklicherweise einfach übersehen, als sie unter den sterbenden armen Seelen der anderen Karawanenteilnehmer begraben wurde.

Es war ganz still um sie herum und sie wartete und wartete ebenfalls mucksmäuschenstill und völlig verstört, bis diese Stille eine lange Zeit angehalten hatte. Dann schließlich versuchte die Sklavin unter den unglücklichen toten Körpern hervorzukrabbeln. Um sie herum erblickte sie überall das Grauen. Und sie lief verzweifelt herum, schaute sich um, war an ihrem innerlichen Ende angelangt und weinte verzweifelt. Da sah sie...

Da sah sie ihre Herrin wenige Meter neben sich auf dem Boden liegen. Sie lief sofort zu ihr hin, kniete sich neben sie, beugte sich über sie, streichelte ihr sanft durch das Haar und weinte noch bitterlicher.

Langsam lief ihr eine Träne über die Wange und tropfte auf die Hand der Herrin, die sie gerade fest in ihren Händen hielt. Und da bemerkte das Mädchen, dass noch ein Hauch des kostbaren Lebens in ihrer Herrin steckte. Nicht viel, aber ihre Herrin atmete noch, war wie durch ein Wunder noch am Leben. Schwer verletzt zwar, aber ihre Herrin lebte noch. Und das zierliche Mädchen begann zu überlegen...

Die Sklavin sah sich um und ihr wurde ganz schnell klar, sie müssten hier weg, weg von hier, von diesem Ort des Grauens. Hier war nicht auf Hilfe zu hoffen. Außerdem gab es kein Wasser mehr. Sie würde es vielleicht noch ein, mit ganz viel Glück zwei Tage überleben. Ihre Herrin allerdings, die hätte sicherlich noch weniger Zeit. Und so...

Das Mädchen behandelte die Wunden der Herrin so gut sie es konnte. Und sie machte es gut, denn sie war eine Heilerkajira. Und dann, dann versuchte sie ihre Herrin aufzuheben. Sie versuchte ihre Herrin zu tragen. Mit aller Kraft, die in ihr steckte, hob sie ihre Herrin langsam empor.

Und irgendwie schaffte es das Mädchen schließlich wirklich, ihre Herrin so zu halten, dass sie auch mit ihrer Herrin auf den Armen etwas laufen konnte. Und dann begann sie zu gehen. Schritt für Schritt tastete sie sich vorsichtig nach vorne, immer in der Angst, gleich zusammenzubrechen und ihre Herrin fallen zu lassen. Doch sie kämpfte und kämpfte gegen die Schwäche an, die immer wieder in ihr aufzusteigen drohte. Die Sonne schien erbarmungslos auf dieses Pärchen herab. Das Mädchen strauchelte immer wieder, immer wieder und immer wieder.... aber das Mädchen fiel nicht. Es trug ihre Herrin weiter, immer weiter, immer weiter.

Es wurde schwächer und schwächer, aber sie trug ihre Herrin weiter. Es wurde Abend, sie trug ihre Herrin weiter. Es wurde Nacht, sie trug ihre Herrin weiter. Es wurde kalt in der Wüste, sie trug ihre Herrin weiter. Es begann die Zeit kurz vor der Dämmerung, wenn das Licht bereits hereinzuströmen scheint, jedoch noch nichts erhellt und alles in eine ganz geheimnisvolle, mystische Stimmung taucht - und sie trug ihre Herrin weiter.

Und als dann am frühen Morgen ein erster Silberstreif am Horizont zu sehen war, da sah sie sie, die Oase. Sie war sich zuerst nicht sicher, ob das nicht eine Fatamorgana wäre, von der sie aus Erzählungen gehört hatte. Aber sie kam näher, diese Stadt, mit jedem Schritt, den sie tätigte. Und gerade als sie die großen und mächtigen Stadtmauern erreicht hatte, da brach sie zusammen und es wurde dunkel und schwarz um sie herum.

Als sie wieder wach wurde, lag sie weich in einem großen und breiten Bett. In einem Bett, in dem sie nochmals gelegen hatte. Zwei Sklavinnen kümmerten sich um sie, alles war noch verschwommen aber weiter hinten, in diesem kühlen Raum, da konnte sie wohl die Tatrix dieser Oase und ihre Herrin erkennen. Und sofort kamen beide Freie auf sie zu, als sie bemerkten, dass das Mädchen nach einem schier endlosen Schlaf in tiefster Dunkelheit wieder erwachte. Und ihre Herrin lächelte sie strahlend an, sagte "Mein Mädchen", strich ihr sanft über das Haar, gerade so wie es das Mädchen nach dem Überfall bei ihrer bewusstlosen Herrin gemacht hatte. Und dann geschah es.

Auch die Tatrix stand nun neben ihr, blickte ihr tief in die Augen. Sagte: "Mädchen, Deine Herrin kann sehr stolz auf Dich sein, obwohl Du nur eine Sklavin bist. Du hast Dich ihr als sehr nützlich erwiesen. Aber eines musst Du mir jetzt unbedingt noch erklären, musst Du mir verraten."

Fragend sieht das Mädchen sie an und die Tatrix spricht weiter: "Wie hat es so ein zierliches Mädchen wie Du geschafft, dieses Gewicht, diese Last so weit durch diese unbarmherzige Wüste zu tragen?"

Und das Mädchen blickt der Tatrix in die Augen und dann in die Augen ihrer Herrin, lächelt sie sanft an und sagt:

"Ich habe das geschafft, weil ich kein Gewicht und keine Last, sondern meine Herrin getragen habe, Herrscherin."